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Monster im Bach



„Ich Idiot!“, rief Lasse Laubfrosch, blieb wie angewurzelt stehen und schlug sich an die eigene Stirn. Seine Begleiter Henriette, Frieda, Nils, Igor und Ferdinand mussten lachen. „Endlich sieht er’s ein!“, gluckste Ferdinand Fischadler. „Woher die späte Einsicht?“, nutzte auch Frieda Fuchs die Steilvorlage, um Lasse ein bisschen zu ärgern. „Ich hab‘ meinen Spaten bei dir liegen lassen!“, erklärte Lasse und zeigte seine leeren Hände vor. „Dann kannst du ja mit den bloßen Händen graben“, schlug Igor Igel spöttisch vor. „Das kannst du doch so wundervoll.“
„Gut ist jedenfalls, dass du es jetzt schon bemerkt hast. Komm, lass uns schnell nochmal zurückgehen!“, meinte Frieda und wandte sich um. „Geht ihr ruhig schon vor!“, sagte Lasse zu den anderen und wollte Frieda folgen. „Ja, ja, damit wir die ganze Arbeit dann schon erledigt haben, wenn ihr zwei endlich nachkommt, oder wie?“, fragte Nils Nepomuk Nachtpfauenauge, der heute etwas nölig zu sein schien. Aber Frieda machte jeder Diskussion ein schnelles Ende: „Kannst ja auch mitkommen!“ Also ging auch Nils mit zurück zu Friedas Fuchsbau, um den vergessenen Spaten zu holen.


Die anderen drei gingen mit ihren Spaten bepackt weiter. „Hat Nils heute schlechte Laune, oder was? Er hat doch sonst eigentlich immer von uns allen den meisten Spaß daran, an unserem Patenbach zu buddeln“, wunderte sich Henriette Hase. Igor und Ferdinand zuckten nur mit den Schultern. „Hat wohl einfach nur einen schlechten Tag“, schätzte Igor. Ferdinand fragte schließlich: „War es nicht sogar seine Idee, die Patenschaft für den Bach zu übernehmen?“ „Glaub schon“, nickte Henriette. „Wenn wir erst einmal angefangen haben, wird er sich schon wieder einkriegen“, stellte Igor ganz pragmatisch fest. „Ich freu mich jedenfalls hinterher immer, was wir wieder geschafft haben.“ „Ich auch!“, freute sich Henriette und tanzten eine Runde mit ihrem Spaten im Walzerschritt um die anderen beiden herum.
Ihr Spaten war übrigens ein Geschenk von den Freunden. Das speziell für sie angefertigte Werkzeug hatte einen gepolsterten Griff und natürlich Henriettes Lieblingsfarbe: Pink! „Damit buddeln sogar Ladys gerne im Schlamm!“, hatte Henriette gesagt, als sie ihn bekommen hatte, und wiederholte es seither, so oft sich dazu eine Gelegenheit bot.
Während die drei sich ihrem Patenbach näherten, den sie seit einiger Zeit regelmäßig von Sand und den gröbsten Strömungshindernissen wie Ästen oder ähnlichem befreiten, waren Frieda, Lasse und der nölige Nils schon wieder bei Friedas Bau angekommen. Frieda schloss auf und ließ Lasse nur kurz hineinschlüpfen. Sie und Nils mussten nicht lange vor dem Eingang auf Lasse warten, da kam er schon wieder mit seinem Spaten in der Hand heraus. Da sie sich beeilten die anderen wieder einzuholen, lagen sie nicht weit zurück, als die Vorausgegangenen an dem Bachabschnitt ankamen, für den sie die Patenschaft und Verantwortung übernommen hatten.


So konnten Frieda, Lasse und Nils nach kurzer Zeit die erschreckten Rufe von dort hören. „Aaahh, was ist das denn?“, hörten sie Henriettes lautes Kreischen über allen Rufen heraus.
Da rannten Frieda, Nils und Lasse natürlich los wie drei Blitze, um zu sehen was los war. Als sie die drei Freunde endlich vor sich am Bach stehen sahen, konnten sie zunächst nichts Ungewöhnliches erkennen. Niemand schien verletzt zu sein. Henriette war entsetzt vom Bach zurückgewichen und stand nun mit dem Rücken an einer Erle, die nah am Ufer wuchs. Ferdinand und Igor linsten vorsichtig vor sich ins Wasser. Ferdinand machte ein angeekeltes Geräusch: „Erghh!“ Und Igor stellte fest: „Was für ein Monster!“
„Wo?“, fragten Frieda, Lasse und Nils fast gleichzeitig, als sie schlitternd neben Igor und Ferdinand zum Stehen kamen. Lasse ruderte sogar noch ein bisschen mit den Armen, um nicht vornüber ins Wasser zu plumsen. Zum Glück schaffte er es direkt an der Uferkante stehen zu bleiben, sonst hätte er nämlich das „Monster“ sofort aus der Nähe kennengelernt. In Ufernähe schwamm nämlich ein großer schwarzer Kloß im Wasser! Ein Kloß mit Schwanzflosse! „Erghh!“, machte jetzt auch Nils.

Ina Wosnitza
Naturschutz & Naturparke, Heft 228
Die Mitgliederzeitschrift des
Vereins Naturschutzpark e.V. (VNP)
>www.verein-naturschutzpark.de



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